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Samenbank

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1. Der Samen als Basis der Ernährung

Während mindestens 12.000 Jahren haben die Bauern und Bäuerinnen der ganzen Welt ihr eigenes Saatgut hergestellt, ausgewählt, verbessert und neue Sorten von Getreide, Gemüse, Früchten und Faserpflanzen gezüchtet. Gleichzeitig respektierten die Bauern Mutter Erde. In alten Zeiten sprach man nicht vom "Schutz genetischer Reserven" und von "nachhaltiger Landwirtschaft". Man wusste instinktiv, dass eine Zivilisation, die ihr Saatgut verliert und ihre Böden zerstört, im Begriff steht, zu sterben. Seit mehr als einem Jahrhundert zerstört die Agrochemie die Samenproduktion und die althergebrachten Sorten. Gleichzeitig ersticken sie die landwirtschaftlichen Böden mit starken Giften. Nur drei  Unternehmen kontrollieren  den Markt zu 70%:

- Syngenta (übernommen von chinesischen Staatsunternehmen Chemchina )  

- Bayer ( nach Übernahme von Monsantos  2018)

- Corteva ( Fusion von Dupont + Dow Chemicals) 

 

2. Was ist ein F1-Hybrid?
Die F1-Hybriden wurden ausschließlich von und für die Agro-Industrie eingeführt. Sie sind in erster Linie an die Monokultur angepasst: 

-weil sie  keine "lebensfähigen" Nachkommenschaft produzieren, kreieren die Saatgut-Multis einen Markt der Abhängigkeit,  der den jährlichen Kauf von Saatgut nötig macht

-weil sie nicht  anpassungsfähig sind , profitieren die  Chemiekonzerne doppelt: Pestizide+ synthetische Dünger werden ebenso gebraucht.

 

3. Die Situation heute

Die meisten Bauern in den ärmsten Ländern haben keinen Zugang mehr zu freiem und fruchtbarem Saatgut. Ihre traditionellen, bäuerlichen Sorten wurden in den letzten Jahrzehnten von  der  agrochemischen Industrie durch moderne hybride F1 * -Sorten und „genetisch veränderte Organismen“(GVO)(GMO in Franz.) ersetzt. Diese Sorten erzeugen eine Abhängigkeit und zwingen die Landwirte, ihr Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen. Es führt zum Verlust der Biodiversité (Vielseitigkeit, Bandbreite der Samen ) und somit zwangsläufig zur Zerstörung der freien Landwirtschaft.

 

4. Was passiert auf europäischem Boden?

Eine Überarbeitungen der EU-Richtlinien für die Vermarktung von Saat und Pflanzgut (geplant 2022)  sollen das „Inverkehrbringen von Pflanzenvermehrungsmaterial“ regeln . So sperrig wie sich schon die Formulierung anhört, so ungerecht ist sie auch gegenüber Kleinproduzenten. Es geht um teure Pre-Marketing- Registrationen . Die Befürchtung von kleinen biologischen Saatproduzenten ist , dies nicht erbringen zu können , so dass Vielfalt (Sortenvielfalt, Artenvielfalt, genetische Vielfalt)  in bürokratische Nischen verdrängt wird. Gleichzeitig führen die Neuregelungen zu einer Benachteiligung von „Sorten“ (Populationen), die einen umweltfreundlichen, ressourcenschonenden Anbau und eine „natürliche“ Anpassung an den Klimawandel ermöglichen.  Davon unabhängig besteht die Forderung, dass das Europäische Patentamt (EPA) jetzt rasch Maßnahmen ergreift, um die Interessen der Allgemeinheit zu schützen und die Saatgut-Monopole zu stoppen. Eine grundlegende Änderung im Europäischen Patentrecht bei Biotechnologie und Pflanzenzüchtung sollte diskutiert werden: daraus gewonnene Lebensmittel müssen durch eindeutige Regelungen von der Patentierbarkeit ausgeschlossen sein!

 

5. Was können wir tun ?

Wir müssen eine Entwicklung und Kurswende zu Bio- Samen hervorrufen. Deren Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ermöglicht es, sich an die  verschiedenen Bedingungen ( Klima/Region …)  anzupassen und sie bringen eine größere Diversität/ Vielfalt hervor.

Tipp: Selbst Samen  züchten  ist interessant und macht Spaß!

Die  Samen sollten weitergegeben werden, auch an Freunde und Nachbarn- man kann sie auch  tauschen auf Samentauschbörsen, die es  mehrmals im Jahr in vielen Deutschen Großstädten  gibt. Man kann auch Bio-Saat (z.B. von Bingenheimer Saatgut/Demeter/Dreschflegel) besorgen, denn das darf fruchtbar sein und sich fortpflanzen und kann so die guten Eigenschaften weitergeben. Die Gemeinschaftsgärten verfolgen übrigens ebenso wie die Gartenarchen das Ziel, die natürliche Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Die Pflanzen wachsen dann angepasst an Boden und Klima der Region, so wie es den natürlichen Bedürfnissen entspricht.

 

 

6. Einige gemeinnützige Organisationen setzen sich dafür ein, Bauern in Afrika, Südamerika und Asien mit Samenspenden zu unterstützen- um die schlimmen, oft existenzbedrohenden Abhängigkeiten von Multikonzernen zu kappen. Genannt seien:

-Kokopelli ( Frankreich) mit seiner Aktion: „Samen ohne Grenzen“,www.kokopelli-semences.fr, http://www.kokopelli-seeds.com/

-Verein zur Erhaltung  der Nutzpflanzenvielfalt(VEN) in Bonn, www.nutzpflanzenvielfalt.de, kontakt@nutzpflanzenvielfalt.de

-Arche- noah, www.arche-noah.at/politik , info@arche-noah.at, saatgutpolitik@arche-noah.at , sie beschäftigen sich explizit mit der neuen Saatgutreform 

-Interessensgemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit : https://www.ig-saatgut.de/ https://www.ig-saatgut.de/media/ig_broschuere_2020-07-24_web_einzelseiten.pdf “Schöne, neue Gentechnik!?“

Nabu &BUND setzen sich auch ein-empfehlenswert : der Schweizer Film“ Seed“- unser Saatgut

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"Das Saatgut ist der  Anfang der Nahrungskette- wer das Saatgut        kontrolliert, kontrolliert die Nahrungskette und somit die Menschen.“
 Herzstück meiner Arbeit ist und bleibt die Samenbank ( 2016 ). Die Samenbank setzt sich zusammen aus Butterbrottüten 20 × 12 cm groß, die gefüllt sind mit unterschiedlichen Samen und auf welche in Handarbeit anatomische Körper gedruckt sind. Jedes ist ein Unikat und für meine Ausstellung in Marokko 2019 musste ich den Menschen auch noch Unterwäsche anziehen, um dem anderen Sittenkodex zu entsprechen (Busenfrei ging allerdings). Pflanzenvielfalt und natürlichen Wachstum stelle ich Züchtung, Einseitigkeit & Genmanipulation gegenüber . Nicht bitterernst, sondern mit Humor möchte ich dieses Anliegen weitergeben. Die Menschen der Samenbank  sind gesichtslos,-weil es  ja Austauschbarkeit des Menschen geht! Es sind allerdings so viele Tüten, dass ich eine Fläche auch von drei oder 4 m problemlos gestalten lässt. Im Video:  „Flying seeds“, zeige ich  wie die Samentüten  sich sanft im Frühlingswinde bewegen. Sie flattern im Wind, an Bäumen befestigt -untermalt von Vogelgeräuschen der Eifel! Bitte den Ton anmachen!
 
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